Gerade beim Wassersport an den Stränden und auf den Wellen der Weltmeere kann niemand mehr so tun, als sei alles in Ordnung. Deshalb sind auf der Boot 2018 auch Initiativen und Anbieter anwesend, die sich aktiv mit der Rettung der maritimen Ökosysteme befassen. Am Stand der Walretter von Sea Shepherd zeigen Besucher großes Interesse und … greifen gern bei den Merchandising-Produkten der Organisation zu. Am aufgeblasenen Wal von „Love your Ocean“ gehen die Leute allerdings einfach vorbei, wobei es heißt, die regelmäßigen Aktionen hier seien gut besucht. Etwas verloren wirkt der Stand der Ned Ship Group in der Halle der Superyachten, dabei ist hier die Zukunft der privaten Cruiserei zu sehen. Die renommierte Werft erweist sich als Vorreiter alternativer Antriebstechniken für die Schiffe, mit denen wohlhabende Menschen auf den Ozeanen fahren. Da gibt es Vier-Kabinen-Katamarane, die rein mit dem Strom fahren, den Solarzellen auf den Dächern erzeugen. Prototypen verschiedener Hybrid-Techniken gibt es bereits.

Boot 2018: der Hallenplan (PDF-Link)

„Das Basismodell unserer Solarboote kostet ungefähr eine Million Euro,“ erklärt Egon Faiss von der Ned Ship Group, „aber wir glauben, dass sich das Cruisen ohne Verbrauch von fossilen Brennstoffen mittelfristig durchsetzen wird.“ Immerhin, so Faiss weiter, verbrauchen die großen Dieselmaschinen der Superyachten gern auch mal über 3.000 Liter … pro Tag. Ob ihr Tun den Meeren schadet, reflektieren die Fans der diversen Strandsportarten so gut wie gar nicht. Im Gegenteil: Gerade die Betreiber der verschiedenen Surf-Formen halten ihren jeweiligen Sport für besonders umweltfreundlich. Das mag ihre Sportgeräte zutreffend sein, aber das Erschließen immer neuer Reviere ist ökologisch auch nicht unbedenklich. Allerdings ist inzwischen das Bewusstsein vieler Reiseanbieter rund um den Wasser- und auch den Tauchsport in dieser Frage geschärft. Mehrere Vertreter von Destinationen und Reiseagenturen betonen, dass die von ihnen angebotenen Urlaube zunehmend und in jeder Hinsicht umweltverträglicher werden.

Auch eine Verkaufsmesse

Apropos Tauchen: Die Hallen 3 und 4 gehören ganz dem Unterwasserleben. Hier trifft man zum ersten Mal darauf, dass die Boot auch eine Verkaufsmesse ist. Angeboten wird alles, was das Tauchen ermöglicht und schönmacht sowie Tauchreisen zu wirklich allen Orten weltweit, an denen es sich lohnt, unter der Oberfläche nachzuschauen. Die werden auch mit prächtigen Videos im Veranstaltungsbereich präsentiert, an dessen Rand ein Tauchtank angebracht ist. Hier dürfen Besucher neues Equipment ausprobieren und ein wenig planschen. Einen kleinen, interessanten Schwerpunkt bildet die Unterwasserfotografie.

Gekauft wird aber in den Hallen 10, 11 und 12 deutlich mehr, denn da gibt es wirklich alles, was Wassersportler brauchen oder meinen zu brauchen. Natürlich finden hier Eigner von Booten und Schiffen jeder Größe und Art alle möglichen Produkte für ihr Wasserfahrzeug: die Palette reicht vom State-of-the-Art-Navigationssystem und Satelliten-Funk über Zubehör für Pantry und Nasszelle bis hin zu Beschlägen und Tauen. Außerdem findet sich hier ein Basar der Freizeitkleidung, selbst maßgemachte Sandalen sind im Angebot. Da wirkt der Informationsstand zum Thema Flussbestattung beinahe ein wenig deplatziert.

Strandleben in Halle 8a

Lässt man die Medienberichte in den Printmedien und im TV Revue passieren, könnte man meinen, die Bott fände vor allem in Halle 8a statt. Überall sieht man Bilder und Videos vom Flachwasser-Pool und von der stehenden Welle. Reporter setzen sich in Bötchen und lassen sich schippern, und mehrere Moderatoren haben sogar Stand-up-Paddling oder Surfen persönlich probiert. Tatsächlich aber hat das bunte Treiben in dieser Halle mit dem Rest der Messe nur wenig Berührungspunkte. „Was soll ich bei den Superyachten und Seglern,“ sagt Annika aus Dortmund, die jeden Tag hierherkommt und „am Wasser abhängt“ wie sie sagt. Tatsächlich bildet junges Volk das Stammpublikum in der Beach-Zone der Messe – und für nicht wenige Surfer aus aller Welt ist Düsseldorf für eine Woche „the place to be“. Man kennt sich, man mag sich, und alle haben Spaß.

Selbst Legenden wie Robby Naish und Björn Dunkerbeck trifft man hier in zwangloser Atmosphäre. Plaudern kann man mit denen, und wenn’s sein muss, geben sie auch Autogramme und lassen Selfies zu. Wobei der Altmeister des Surfens angesichts der sogenannten „stehenden Welle“ ein Grinsen kaum unterdrücken kann: „Dafür wären wir früher morgens nicht aufgestanden,“ meint er. Tatsächlich ist die künstliche Woge so brav, dass jeder, der’s versucht, damit gut zurechtkommt.

Die Boot – eine echte Institution

Trotz aller Veränderungen rund um jeden Aspekt der privaten Schifffahrt und der diversen Wassersportarten ist die Boot in Düsseldorf eine Konstante geblieben … und wird es auch bleiben. Denn nur hier im Januar haben Menschen aus aller Welt, die gern am, auf und im Wasser leben, die Chance, sich auf den neuesten Stand zu bringen. Und nebenbei neue Leute kennenzulernen, Freundschaften zu schließen oder alten Freunden zu begegnen. Daran dürfte sich auch im Jubiläumsjahr 2019 nichts ändern.

[Dies ist der zweite Teil unseres Berichts über die Boot 2018, hier geht’s zum ersten Teil – die Messe ist noch bis Sonntag, 28.01.2018 geöffnet.]

Download PDF
Teilen.

Antworten