Fragt man Freunde des Rheins außerhalb von Krefeld und Uerdingen, wird kaum einer als Erstes den Hafen erwähnen. Kein Wunder, besteht der doch zunächst aus einem nicht allzu großen, wenig spektakulären Hafenbecken. Die Einfahrt liegt unmittelbar unter der Uerdinger Brücke, über der die B288 verläuft, die Krefeld mit dem äußersten Süden Duisburgs verbindet. Schaut man sich dann den Hafenplan an, wird klar, warum man dieser Hafen relativ unbekannt ist – es gibt dort wesentlich mehr Industrie- als eigentlich Hafenflächen. Das liegt unter anderem am Chempark, den es in verschiedenen Formen schon seit 1872 gibt. Der Chempark liegt im Hafengebiet und verfügt über knapp einen Kilometer eigene Piers. Berühmt ist er aber auch, weil sich hier eine kleinere Version des Bayer-Kreuzes befindet. Was aber wirklich kaum jemand weiß: Der Krefelder Rheinhafen bzw. seine Vorläufer dürften die ältesten durchgehend bewirtschafteten Hafenanlagen am Rhein nördlich von Köln sein.

Rheinhafen Krefeld - die Lage

Rheinhafen Krefeld – die Lage

Vor einigen Jahren wurden bei archäologische Ausgabungen nämlich rund 180 Meter Kaimauer aus römischer Zeit gefunden; sie gehörten zum Kastell Gelduba, dem heutigen Ortsteil Gellep an der Grenze zu Meerbusch. In den Jahrhunderten seit der römischen Besatzung des Niederrheins hat der Strom mehrfach seinen Lauf verändert, teilweise sehr tiefgreifend. So lagen die alten Anlagen plötzlich unter Wasser. Deshalb wurde im frühen Mittelalter auf Höhe des heutigen Uerdingen ein neuer Hafen errichtet, der wiederum zum Ende des Mittelalters selbst in den Fluten versank. Der heutige Rheinhafen Krefeld entstand einige Hundert Jahre später.

Ab 1901 wurde eine vor dem Ortsteil Linn liegende Rheininsel aufgeschüttet und an ihrem Südende mit dem Festland verbunden, so dass ein unregelmäßig geformtes Hafenbecken entstand. Ganz am Ende baggerte man zudem ein Wendebecken aus. Aber nicht nur das Hafenbecken mit seinen Kais dient dem Warenumschlag. Am Rhein selbst finden sich rund 400 Meter Pier. Außerdem wurde in den Zwanzigerjahren das Uerdinger Rheinwerft dem Hafen zugeschlagen, das noch einmal fast anderthalb Kilometer Kais bietet. Daran schließen sich die bereits erwähnten Piers des Chemparks Uerdingen an.

Der Rheinhafen hat eine eigene Eisenbahn - fährt aber nicht mehr unter Dampf

Der Rheinhafen hat eine eigene Eisenbahn – fährt aber nicht mehr unter Dampf

Tatsächlich handelt es sich beim Hafenbecken nicht um das Überbleibsel eines Rheinarms, sondern um den Linner Mühlenbach, der hier einst in den Rhein mündete. An seinem Namen erkennt man, dass der Rheinhafen Krefeld (PDF) eben nicht nur zu Gellep gehört, sondern auch zu Linn. Ja, ein Teil des Gebietes liegt sogar zwischen Linn und Oppum, gut zweieinhalb Kilometer landeinwärts. Und hier hat man es dann mit einem waschechten Industriegebiet zu tun. Das wird deutlich, wenn man von Meerbusch kommend mit dem Auto über die Uerdinger und Düsseldorfer Straße nach Norden fährt. Übrigens verfügt der Hafen über eine eigene Eisenbahngesellschaft mit 50 Kilometern Schienennetz und vier Lokomotiven.
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