Als die Rheinbahn und die Weisse Flotte kurz vor Ostern eine Kooperation bekanntgaben, wirkte das zunächst unspektakulär. Immerhin kann man ab sofort Tickets für die Linien- und Panoramafahrten sowie für die Städtetouren nach Zons und Köln Tickets in den Kunden-Centern der Rheinbahn erwerben. Tatsächlich nähern sich jetzt zwei Gesellschaften an, die durch die Lokalhistorie miteinander verbunden sind. Denn vor gut 25 Jahren übernahm die Familie Küffner den Schiffsverkehr der Rheinbahn und setzte damit eine schöne Düsseldorfer Tradition fort.
Die Geschichte des Schiffsverkehrs innerhalb von Düsseldorf ist spannend genug und beginnt mit dem Rheinbahn-Fährbetrieb zwischen Oberkassel und der Stadt kurz nach dem Krieg, als die Oberkasseler Brücke noch nicht wiederhergestellt war. Die Rheinbahn kam so zum Schiff wie die Jungfrau zum Kind, aber jemand, der sich heute nicht mehr identifizieren lässt, hatte die Idee, einen Linienverkehr auf dem Rhein einzurichten – die „Rheinbahnbötchen“ waren geboren, und eine richtige Flotte mit Kapitänen, Ingenieuren und allem Drum und Dran entstand. Solche innerstädtischen Schiffslinien findet man Rhein auf und ab sonst nirgendwo.
Linienverkehr, das hieß zwischen den Fünfziger- und den Achtzigerjahren, dass es feste Haltestellen und – zumindest in der Sommersaison – einen festen Fahrplan gab. Die Anfangshaltestelle lag im Hafen unterhalb der Wasserschutzpolizei, die Endhaltestelle war dann Kaiserswerth. Stromab hielt das Rheinbahnbötchen dann regulär am Unteren Rheinwerft (Altstadt), unter der Oberkasseler Brücke, an der Schnellenburg und linksrheinisch bei Mönchenwerth. Nach und nach wurde der Fahrplan, auch aus Kostengründen, ausgedünnt. Trotzdem wurde der defizitäre Betrieb mit städtischen Zuschüssen aufrechterhalten. Als von der vollständigen Einstellung dieses Schiffsverkehrs die Rede war, übernahm der Düsseldorfer Dr.-Ing. Peter Küffner 1993 den gesamten Betrieb samt Schiffen und Personal.Betreiber war nun nicht mehr die Rheinbahn, sondern die Weiße Flotte Düsseldorf, die auch insgesamt elf Steigeranlagen übernahm. Zusammen mit seinen Söhnen baute Peter Küffner die Flotte aus und kam nicht nur ohne Subventionen aus, sondern konnte den Betrieb sogar profitabel gestalten. Als nach der Eröffnung der Rheinuferpromenade die Bewirtschaftung der Kasematten begann, waren die Küffners dabei. 2009 übernahm Sohn Michael Küffner die Weisse Flotte und baute das gastronomische Angebot der Gruppe aus – u.a. durch die fest am Steiger liegende MS Allegra. Querelen mit der Stadt, die sich immer wieder um zusätzliche und teils völlig sinnlose Auflagen drehten, hätten beinahe das Ende der Rheinschifffahrt auf dem Stadtgebiet bedeutet, und erst 2015 konnte die Streitigkeiten beigelegt werden.
Inzwischen gehören Ausflugsfahrten nach Kaiserswerth wieder zum festen Freizeitplan der Düsseldorfer. Und auch die Panoramafahrten sind eine Attraktion für Einheimische und Touristen. Auch die Ganztagstouren nach Zons und Köln erfreuen sich großer Beliebtheit. Schließlich ging Weisse Flotte Düsseldorf mit der von Sohn Peter Küffner geführten Gesellschaft in Duisburg zusammen. Die dortige Flotte bietet spannende Rundfahrten durch den Duisburger Binnenhafen sowie Motto- und Sonderfahren zu den Feuerwerken in Düsseldorf an.Wie jedes Jahr hofft die Weisse Flotte Düsseldorf-Duisburg auf viele Tage mit schönem Wetter am Rhein; auch wenn die Fahrten auf dem Rhein bei bedecktem Himmel ein Erlebnis sind, strömen die Passagiere natürlich besonders bei Sonnenschein an den Steiger unterhalb der Düsseldorfer Pegeluhr. Weil viele Menschen sich spontan für eine Bötchentour entscheiden, kann es da am Wochenende auch schon einmal zu einem gewissen Andrang beim Ticketverkauf kommen. Wer seine Fahrt auf einem Schiff der Weissen Flotte mit Vorlauf plant oder sowieso in der Stadt unterwegs ist, ist also gut beraten, sein Ticket bei der Rheinbahn zu erwerben und sich so Wartezeiten am Weisse-Flotte-Büdchen auf dem Unteren Rheinwerft zu ersparen.
Und weil die Touren immer beliebter werden, plant Michael Küffner einen zweiten Steiger unterhalb der Rheinpromenade, um so das Auf- und Absteigen auf und von den Schiffen zu entzerren und die Ausflüge so für die Gäste noch bequemer zu gestalten. Die zweite Anlegestelle gleich bei der bereits existierenden soll noch in diesem Sommer kommen.