Keine Frage: Die drei sogenannten “Kranhäuser” am Kölner Rheinauhafen zählen zu den markantesten Gebäuden am Fluss in unserer Region. Aber, der Weg von der ursprünglichen Idee über die Planung zum Bau war lang und holprig. Dass an dieser exponierten Stelle überhaupt derart auffällige Häuser entstanden sind, hat sehr viel mit der Veränderung Kölns als Hafenstadt zu tun. Die Landzunge zwischen dem Strom und dem Rheinauhafen war ursprünglich eine Insel vor der Altstadt bei der Bevölkerung als Werthchen bekannt.
Erwähnt wurde die etwa 700 Meter lange und nur 40 Meter breite Insel bereits im 15. Jahrhundert. Bekannt ist aber, dass sich hier bis ins 14. Jahrhundert hinein eine Richtstätte befand, an der zum Tode Verurteilte hingerichtet wurden. Ansonsten baute man hier Boote, und das Land wurde landwirtschaftlich genutzt. Ab dem 18. Jahrhundert diente das Werthchen den Kölner als Naherholungsgebiet, in dem man spazierging oder im Rhein badete. Erreichbar war die Insel nur per Boot. 1847 begann die Planung, durch eine Verbindung mit dem Festland eine Halbinsel entstehen zu lassen, die wiederum dazu führte, dass ab 1891 hier ein Hafenbecken entstand. Bis in die Siebzigerjahre des 20. Jahrhunderts war der 1898 eröffnete Rheinaufhafen dann der wichtigste Hafen der alten Handelsstadt.
Schon 1946, also kurz nach Ende des zweiten Weltkriegs, beschloss die Stadt, diesen Hafen nach und nach durch einen völlig neuen Industrie- und Handelshafen in Niehl in der Nähe der Fordwerke zu ersetzen. Bis weit in die Siebzigerjahre war der Rheinauhafen mit seinen bis zu 41 Ladekränen, den Lagerhäusern und den stark frequentierten Gleisanschlüssen im vollen Betrieb. Weil die nur rund 18,5 Meter Breite Einfahrt den modernen Schiffen Probleme bereiteten und auch die Logistik mit der Stadtplanung kollidierte, kam das Ende schleichend, aber unaufhaltsam. Erst 2001 wurde der Hafenbetrieb vollends eingestellt. Schon vorher hatte die Subkulturszene viele der Hallen und Gebäude übernommen und mit Leben gefüllt – u.a. wurden auf der Rheinauinsel viele Filmszenen gedreht. Der Beschluss war aber nun, aus der Landzunge ein modernes Mischgebiet mit Büros, gastronomischen und Freizeiteinrichtungen sowie Wohnungen zu machen. Der Hafen selbst wurde zur Marina für Sportboote.Das Hauptaugenmerk lag auf der Sanierung und dem Umbau der bestehenden Gebäude – zum Beispiel der als “Siebengebirge” bekannten Lageranlage mit ihren neun Giebeln. Klar war aber spätestens mit dem Bebauungsplan von 2002, dass die Gegend durch architektonische Highlights aufgewertet werden sollte. Auf Basis einer Idee des Aachener Architekten Alfons Linster entwarf das Hamburger Büro Bothe, Richter, Teherani (BRT) unter Federführung von Hadi Teherani drei in ihrer Gestalt fast identische Häuser, die in Form von umgedrehten L an die ehemaligen Hafenkräne erinnern sollten. Die Kranhäuser sind jeweils 61,60 bis 61,91 Meter hoch und 33,75 Meter breit und erstrecken sich über eine Strecke von 70,20 Metern. Das südliche und das mittlere Hochhaus werden als Bürogebäude genutzt, während im Kranhaus Nord Wohnungen und Appartements errichtet wurden.
Und an diesen sündhaft teuren Wohneinheiten im 2008 fertiggestellten Turm entzündeten sich die Phantasien der Menschen. Schon als bekannt wurde, dass die Quadratmeterpreise gut und gern 8.000 Euro betragen würden, wurden die Kölner Gazetten nicht müde zu mutmaßen, welche Promis einziehen würden. Immer wieder war natürlich von Lukas Podolski die Rede, tatsächlich aber zählen TV-Moderator Frank Plasberg und die Journalistin Alice Schwarzer zu den Käufer, die heute dort wohnen. Auf ungeteilte Begeisterung stießen die Kranhäuser bei den Kölnern allerdings nicht. Viele Bürger beklagen, dass die drei Hochhäuser die Skyline des Rheinufers dermaßen dominieren, dass der Dom beinahe ins optische Hintertreffen gerät. Wer das Panorama vom Rheinaufhafen bis zur Hohenzollernbrücke abscannt, wird feststellen: Der gute, alte Kölner Dom ist und bleibt die optisch wichtigste Landmarke der Stadt.
[Titelbild: Rolf Heinrich, Köln, via Wikimedia unter der Lizenz CC BY 3.]