Wenn es eine linksrheinische Ansiedlung zwischen Köln und Neuss gibt, die wirklich geschichtsträchtig ist, dann ist es Worringen. Die uralte Ortschaft wurde auf Betreiben des damaligen Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer 1922 eingemeindet. Was den Einwohnern der Bürgermeisterei nicht besonders gut gefiel. Auch heute noch sind die Bande zwischen Worringen und der Domstadt ziemlich dünn. Zumal zwischen den beiden Orten viel Land liegt. Man fühlt sich eher verbunden mit den anderen Siedlungen, mit denen man einst die Bürgermeisterei Worringen bildete: Roggendorf-Thenhoven, Weiler, Fühlingen, Langel und Merkenich. Dazu gehörten auch ein gutes Dutzend großer Höfe bis hinauf nach Delhoven und Hackenbroich. Berühmt ist Worringen aber für eine der blutigsten Schlachten des gesamten Mittelalters, die am 5. Juni 1288 auf der Fühlinger Heide stattfand. Gut 10.000 Männer nahmen teil, über 1.000 fielen in den harten Gefechten.

Historische Aufnahme des Worringer Hafens

Historische Aufnahme des Worringer Hafens

Anlass war ein Erbstreit, in den der Kölner Erzbischof, Siegfried von Westerburg, verwickelt war. Auslöser der Schlacht war aber vor allem der unbedingte Freiheitsdrang der Kölner Bürger, die sich vom Erzbischof nicht mehr gängeln lassen wollte. So nahmen Kölner auf der Seite von Herzog Johann I. von Brabant teil. Aus der ganzen Umgebung nördlich der Domstadt eilten Männer herbei, um der brabantischen Streitmacht zur Seite zu stehen; darunter auch ein paar Dutzend Bewohner eines winzigen Fischerkaffs namens Düsseldorf. Von der Niederlage des Erzbischofs profitierten nicht nur die Kölner, die befreit vom Joch des Erzbischofs einen rasanten Aufstieg zur Handelsmetropole hinlegten, sondern auch die Düsseldorfer. Denn Graf Adolf von Berg war insgesamt der größte Nutznießer und belohnte die Jungs aus Düsseldorf für ihr Mitwirken, indem er dem Örtchen Stadtrechte verlieh.

Google-Map: Worringen

Weil die Schlacht aber tatsächlich vollständig auf freiem Feld stattfand, waren die Worringer eigentlich nicht betroffen. Die saßen diesseits und jenseits der Römerstraße und hatten mit alldem wenig zu tun. Damals hatte Worringen noch einen Hafen, und nicht wenige Einwohner lebten vom Fischfang sowie von Lotsen- und Fährdiensten. Von diesem Hafen ist heute nichts mehr übrig, was auch mit der massiven Ansiedlung von Industrie ab dem Ende des 19. Jahrhunderts zu tun hat. Seit vielen Jahren finden sich nördlich des Ortes eine Reihe großer Chemiewerke, u.a. der Bayer AG und der EC. Aktuell ist die Mehrheit der erwerbsfähigen Bevölkerung in diesen Werken beschäftigt
Denkmal zur Schlacht bei Worringen (Foto: Wikipedia)

Denkmal zur Schlacht bei Worringen (Foto: Wikipedia)

Weil Worringen im Süden an das Naturschutzgebiet Worringer Bruch grenzt und wenig Möglichkeiten hat zu wachsen, stagniert die Einwohnerzahl bei knapp unter 10.000.

Uralt ist dieser Ort. Erste Spuren der Besiedlung reichen zurück bis ins 5. vorchristliche Jahrhundert. Nach der Jahrtausendwende kamen die Römer, die hier einige Landgüter anlegten und betrieben. Ob es auch ein Kastell namens Buruncum gegeben hat, ist unter Historikern umstritten. Trotzdem zählt Worringen zu den bedeutenden Ansiedlungen der Römer jenseits von Köln.

Wieso aber zählt Worringen zu den Rheinorten? Wo man doch beim Vorbeifahren mit dem Schiff nichts, aber auch gar nicht von diesem Kölner Stadtteil sieht. Hauptsächlich wegen der beschriebenen Vergangenheit, aber auch wegen der idyllischen Rheinaue Worringen-Langel, die sich über mehr als vier Kilometer am Ufer des Stroms erstreckt und zu den schönsten Möglichkeiten zählt, am Rhein in der Stille der Natur zu wandern. Umso größer der Schock, wenn man plötzlich vor den Verladeanlagen der Chemiefabriken steht, einem schroffen Kai, an dem sich die alte Neusser Landstraße (B9) vorbeischlängelt.

[In der Serie „Rheinorte“ stellen wir in loser Folge Orte am Rhein vor, die man kennen sollte – darunter auch Ortsteile von Köln, Neuss, Düsseldorf und Duisburg.]

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2 Kommentare

  1. Die Neusser Landstraße dürfte eher die B 9 sein als die B 7, oder?
    Ansonsten sehr interessanter Bericht, mehr als eine vage Kenntnis jener Schlacht habe ich mit dem Ort bislang nicht verbunden.

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