Viel niederrheinischer kann der linke Niederrhein kaum werden als im Norden der Retortenstadt Meerbusch. Die stammt vom ehemals kuscheligen Örtchen Büderich ab, das sich vor allem durch die schnurgerade Straße von Düsseldorf-Lörick nach Krefeld-Fischeln auszeichnete. Als 1970 im Zuge der NRW-Gebietsreform Meerbusch als Stadt geformt wurde, schlug man den Büderichern nicht nur die Landgemeinden auf dem Weg nach Krefeld zu, sondern auch diese typischen Rheindörfer: Ilverich, Langst-Kierst, Lank-Latum und Nierst. In ihrer ursprünglichen Form handelt es sich entweder um Gutshöfe (Haus Kierst) oder Kirchensprengel wie Lank. Typisch die Anlage als Straßendörfer, also als Reihe von Bauernhäusern an einer alten Fahrstraße mit Kirche und Markt in der Mitte. Davon ist heute kaum noch etwas zu erkennen, denn die Meerbuscher Dörfer wuchsen im Zuge der Flucht aufs Land aus Düsseldorf ab den Sechzigerjahren rasant.

Google-Map: Die Meerbuscher Rheindörfer

Ganz im Süden findet sich die Ilvericher Altrheinschlinge, die leider durch ein Klärwerk verunstaltet und von der sehr lauten A44 gequert wird. Und trotzdem kann man es bei einer Wanderung oder einer Radtour (die man in Düsseldorf-Lörick startet) auf dem Deich hier sehr nett haben. Unterhalb des Rheindeichs beim Modellflugplatz Büderich gibt es sogar ein paar hübsche Sandbuchten. Hinter der Autobahnbrücke wandert oder radelt man dann zwischen den Pferde- und Viehweiden und dem Strom in Ruhe und Frieden unterhalb von Ilverich, das seit vielen Jahren als Villenviertel gilt. Am Ende dieser Strecke stößt man dann auf die Rampe der Autofähre, die regelmäßig nach Kaiserswerth übersetzt und dem Namen nach zu Lank gehört.

Die Rheinfähre nach Kaiserswerth

Eine alte Postkarte aus Lank-Latum

Eine alte Postkarte aus Lank-Latum

Das hat sich so eingebürgert, obwohl Fähre und das benachbarte Hotel Vier Jahreszeiten (ehemals Haus Niederrhein) eindeutig zu Langst gehören, das zusammen mit dem ehemaligen Gut Kierst eine Gemeinschaft bildet. Dieser Ort, der zwischen dem Vordeich und dem eigentlichen Rheindeich liegt, hat sich in den vergangenen zwei-, dreihundert Jahren wenig verändert. Und das ist auch gut so. Besonders wenn die beiden Gasthäuser im Dorf bewirtschaftet werden (was leider in den letzten Jahren nicht immer der Fall war).

So hübsch Langst-Kierst, so verbaut und beliebig Lank-Latum, dessen Ortskern vor lauter Neubauten aus den Siebziger-, Achtziger- und Neunzigerjahren kaum noch zu finden ist und an dessen Stelle ein Stück Fußgängerzone getreten ist. Durch Lank-Latum hindurch führt die alte Landstraße nach Uerdingen, die Gellup-Stratum heute umfährt. Außerdem die ebenfalls uralte Straße nach Nierst, das ein wenig abseits liegt und sich deshalb auch ganz gut gehalten hat. Westlich von Lank-Latum findet man den Latumer Bruch, ebenfalls Teil einer alten Rheinschlinge.

Früher alles Inseln

Denkt man sich eine Verbindung von der Ilvericher Rheinschlinge zum Latumer Bruch und weiter zur Spey, wird klar, dass die Rheindörfer der Stadt Meerbusch vor der Begradigung des Rheins alle auf Inseln lagen, denn der Strom zog hier nicht nur Schlingen und bildete Knie, sondern war auch mit Verbindungen zwischen den verschiedenen Rheinarmen versehen. Viel Platz für Landwirtschaft blieb nicht, denn die Ufer waren sumpfig. Deshalb waren es durchweg große Gutshöfe, die hier für Ackerbau und Viehzucht zuständig waren.

Apropos: Die Spey nördlich von Nierst ist ein Naturschutzgebiet und typisches Beispiel für regelmäßig überflutetes Deichvorland. Ganz ähnlich wie die Urdenbacher Kämpe bei Düsseldorf-Benrath handelt es sich um eine weitestgegend naturbelassene Rheinauenlandschaft, von der es nicht mehr viele im Niederrhein gibt.

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