Wenn hier von Dormagen die Rede ist, dann ist tatsächlich das eigentliche Dormagen gemeint. Denn den Ortsteil Zons, den hatten wir hier ja schon. Tatsächlich hat die Gesamtgemeinde zur Zeit rund 62.000 Einwohner, davon leben aber „nur“ um die 9.000 im „alten“ Dormagen, wenn man Rheinfeld hinzuzählt, dann sind es etwa 14.000 Menschen, die sich selbst Dormagener nennen. Außer Zons im Norden gehören auch die am Rhein gelegenen Orte Stürzelberg und St. Peter dazu, die wir uns demnächst einmal genauer ansehen. Außerdem sind da noch die verschiedenen westlich gelegenen Dörfer, von denen Nievenheim dank einiger Neubaugebiete mit gut 9.500 Bewohnern das größte ist. Und damit wird auch schon klar, dass Dormagen nur ein kleines bisschen am Rhein liegt.
Diese Eigenschaft teilt Dormagen mit Leverkusen – ebenfalls einer Bayer-Stadt. Während es dort aber an der konsequenten Ansiedlung der Chemiewerke liegt, war Dormagen nie ein echter Rheinort, besaß nie einen Hafen und hatte nie mit der Rheinschifferei zu tun. Aber das hindert die Stadt nicht daran, mit der Rheinaue Zons-Rheinfeld ein wunderbares Naturschutzgebiet zwischen dem bebauten Gebiet und dem Rhein zu haben. Und wenn man die Piwipp mitzählt, dann gehört eine für die Rheinschifffahrt über mehr als hundert Jahre wichtige Institution zu Dormagen: die Schiffsorderstation. Solche Meldestellen gab es in regelmäßigen Abständen am Strom: 80 Kilometer rheinaufwärts in Remagen und 80 Kilometer rheinabwärts in Duisburg. Hier beobachtete eine Mannschaft Tag und Nacht den Fluss und registrierte jedes Schiff mit seinem Namen, dem Inhaber bzw. der Reederei und der Fahrtrichtung. Notiert wurde zudem das Datum und die genaue Uhrzeit. Mit der Einführung der Telegrafie wurden die Stationen für Reedereien, aber auch für Kunden, deren Güter gerade transportiert wurden, und Behörden erreichbar. So konnten dann auch den Schiffern Nachrichten zugestellt werden – meistens, indem die Botschaft auf Papier mit einem Kahn zum Schiff gebracht wurde. Später übernahm die Telefonie diese Kommunikationsaufgabe. Seitdem aber alle Binnenschiffe mit Funk ausgestattet und deshalb jederzeit erreichbar sind, wurden die Schiffsorderstationen überflüssig und im Laufe der Achtziger- und Neunzigerjahre geschlossen. Bis zur Schließung wurde die Schiffsorderstation im Haus Piwipp von der Familie Siepen betrieben, die aber noch einen anderen Service bot: die Fähre rüber nach Monheim. Diese Verbindung zwischen den Rheinufern gehört zu den ältesten am Niederrhein, wurde aber 1977 aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt. Das ließ viele Dormagener Bürger nicht ruhen, die auf das „Piwipper Böötchen“ nur schwer verzichten konnten. Deshalb gründeten sie einen Verein, und seit dem September gibt es in der Saison zwischen April und Oktober wieder einen regelmäßigen Fährbetrieb für Fußgänger und Radfahrer.Und weil das Haus Piwipp einer sehr schöner Platz direkt am Rhein ist, werden wir es in einer der nächsten Folgen unserer Reihe „Die schönsten Biergärten am Rhein“ vorstellen.