Wie so viele Orte am Rhein, die von den großen Städten geschluckt wurden, hat sich auch Grimlinghausen seinen Charakter bewahrt – auch wenn das Städtchen seit 1929 zu Neuss gehört, verstehen sich seine Einwohner doch vordringlich als Leute aus Hippelank oder Jremlekuse. So nennt man den Ort hier, wobei „Jremlekuse“ nur die rheinische Aussprache des offiziellen Namens ist, während man „Hippelank“ als Spitzname verstehen muss. Die Hippe ist nichts anderes als eine Ziege. Und weil das Hörnervieh in Jremlekuse solch ein beliebtes Haustier ist, ziert es auch das Wappen des Ortes und hat ihm ebendiesen Beinamen eingetragen. Apropos Ortscharakter: Eine Touristenattraktion ist Grimlinghausen auf den ersten Blick nicht – es fehlen einfach die Sehenswürdigkeiten. Wer aber einfach einmal einen Spaziergang von der Erft aus zum Rhein und daran entlang unternimmt, wird erkennen, weshalb dies ein schöner Rheinort ist.

Google-Map: Grimlinghausen (Neuss)

Natürlich ist Grimlinghausen in den vergangenen 40 Jahren enorm gewachsen. Das liegt vor allem an den Neubaugebieten und der Ortserweiterung jenseits der Bonner Straße, die den Ort durchschneidet. Seitdem die Bundesstraße B9 kurz vor dem Ortseingang abbiegt und dann in die Autobahn A57 übergeht, ist die Belastung durch den Fernverkehr verschwunden, und die Bonner Straße bildet die Verbindung nach Neuss. An der Grenze zu Gnadental wird sie dann zur Kölner Straße. Um diese Grenze zwischen den beiden Ortsteilen gibt es eine gewisse Verwirrung, die aber für die Stadt Neuss aka Novaesium von großer Bedeutung ist, weil die Frage im Raum steht: Liegt das Römerlager auf Gnadentaler oder Grimlingshauser Seite? Im Gegensatz zum Retortenstadtteil Gnadental hat Grimlinghausen aber an der Grenze zu Uedesheim noch eine zweite Fundstelle aus römischer Zeit…
Die Kirche St. Cyriakus in Grimlinghausen

Die Kirche St. Cyriakus in Grimlinghausen

Beinahe genauso wichtig ist, wem eigentlich die Erft gehört? Die Antwort ist einfach: Natürlich den Leuten aus Jremlekuse! Denn die hatten schon ab der Mitte des 12. Jahrhunderts die Fischereirechte für den Nebenfluss und für den Rhein selbst inne. Denn hier lebten damals – ganz ähnlich wie im auf der anderen Rheinseite Düsseldorf – ausschließlich Fischer und Bauern. Leider nicht so beschaulich wie sie sich das vermutlich gewünscht hätten, denn Grimlinghausen geriet über die Jahrhunderte hinweg einmal kräftig unter die Räder diverser Kriege. Übrigens waren es nicht die Einwohner von Grimlinghausen, die schon 1173 die Fischereirechte erhielten, sondern die von Quinheim, der Vorläufersiedlung, die im Zuge der Rheinlaufverlagerung samt aller Häuser und der Kirche versank. Diese Urkirche war dem heiligen Cyriacus gewidmet, weshalb die heutige katholische Ortskirche eben St. Cyriakus heißt.
Das Reiterkorps beim Schützenumzug von Grimlinghausen

Das Reiterkorps beim Schützenumzug von Grimlinghausen

Woran man merkt, dass Grimlinghausen zum linken Niederrhein Neusser Prägung zählt? Natürlich am Schützenwesen! Wie Neuss selbst und alle Gemeinden im Umkreis spielten die Schützen eine entscheidende Rolle bei der Brauchtums- und Heimatpflege. Von den Einwohnern, die schon länger als eine Generation ansässig ist, ist praktisch jeder Erwachsene bei den Schützen. Also ist das Schützenfest auf der geräumigen Festwiese erklärter Höhepunkt des Jahres.

Am schönsten ist Grimlinghausen übrigens aus der Ferne – das hört sich böse an, ist aber lieb gemeint. Denn an Bord eines Schiffes, das auf dem Rhein fährt, entfaltet der Ort seinen ganzen Charme. Das gilt auch für den Blick vom Volmerswerther Deich und Rheinufer auf den linksrheinischen Nachbarn.

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